Künstlerspur Leipzig und Rosas Salon erinnern an Edgar Külow
Anlässlich seines 100. Geburtstages zeichnen Dr. Jürgen Klammer und Dr. Volker Külow die Lebensgeschichte des Vollblutkabarettisten und Fußballspezialisten nach, Traudel Thalheim berichtet als Zeitzeugin und Elli Neuhaus trägt Gedichte und Geschichten aus seiner Feder vor ‒ mehr EDDI gab es noch nie … Moderation: Michael Zock
Ort und Zeit: Donnerstag, den 18. September 2025,
(18:00 ‒ 20:00 Uhr)
Rosas Salon, Felsenkeller, Karl-Heine-Straße 32, 04229 Leipzig

Edgar Külow in der Erinnerung von Zeitgenossen
Man nehme nur seine berufliche Vita, die ihn zu sozialistischen Zeiten in einem ziemlichen, ab und an für die dergestalt ja bescheidenen DDR-Verhältnisse geradezu bohemehaften Zickzack durch die Geschäfte der größeren und kleineren darstellenden Künste führte: Schauspielstudium in Leipzig, etwas verunglückter Start im dortigen Theater (der Heisere in der Optimistischen Tragödie unter Karl Kayser), dann Regisseur und Sprecher beim Funk, Leipziger „Pfeffermüller“ (dort unter anderem 1959 Doppeldebüt mit einer Helga Hahnemann, später, bis er dann den Programmtitel „Wollen wir doch mall ehrlich sein“ etwas zu genau nahm, einige Jahre Kabarett-Direktor), lange im Schauspiel-Ensemble des DFF, immer wieder Arbeit bei der Berliner „Distel“, seit 1990 umtriebiger Autor bei Presse, Funk und Fernsehen (Michael Müller, „Neues Deutschland, 9./10. September 2000).
Unvergessliche Szene in Leipzig, vor gut vierzig Jahren. Wie da der hünenhafte Kabarettist mit dem sauerländischen Akzent ganz vorn an die Rampe trat und zwei Sätze sagte, die der damaligen Kampagne der Partei zur Fehlervermeidung frech widersprachen: „Wer arbeitet, macht auch Fehler. Wer keine Fehler macht ‒ der arbeitet nicht.“ Das Publikum wie gelähmt. Keine Reaktion. Der Mann oben setzt mit verschwörerischer Miene nach: „Gewagt, was?!“
Die Leute unten immer noch stumm, verwirrt, beinah verschreckt. Und dann der Nachsatz: „Hat Lenin gesagt!“ Endlich befreiender Beifall: Das Aufbegehren war ja nur Zitat. Aber die Pointe des unheimlichen Moments war eben nicht Lenin, sondern die gespenstische geduckte Stille, ehe sein Name fiel. Ein Kabarettabend 1963 in der Leipziger Pfeffermühle. (Dieter Hildebrand, „Die Zeit“, 7. April 2004.)
Wir haben ihn im Kabarett gesehen, im Fernsehen ebenso wie auf großen, kleinen und kleinsten Bühnen, wir haben seine Bücher, Euletexte, Fußballkolumnen gelesen, und wir sind bei langweiligen Filmen aufgewacht, wenn sich die Tür eines Zugabteils auftat und ausgerechnet Eddi als Reichsbahner verkleidet, die Fahrkarten kontrollieren wollte. Er trat auf in Pfeffermühle, Tele-BZ, Distel, bei Jazz, Lyrik, Prosa und tausend anderen Veranstaltungen und Gelegenheiten; er schrieb in der Eule, schon damals unverwechselbar im Ton, und seine Filmografie ist länger als die von Jean-Paul Belmondo, freilich mit weniger Hauptrollen … (Aus der Trauerrede von Dr. Matthias Oehme, 13. Oktober 2012).
Die meisten haben sich ungeheuer amüsiert, über seine Schärfe und Bissigkeit. Aber die wenigsten haben eigentlich gewusst, dass diese Schärfe und Bissigkeit von ihm aus einer ungeheuer tiefen Überzeugung für den Sozialismus kamen. Deshalb hat ihn das angestunken, dass das überhaupt nicht funktioniert hat und dass er diesen Blödmännern immer wieder begegnet ist, vor allem den Funktionären, das waren ja so seine Hauptzielscheiben (Reinhold Andert, „Zuhause in Berlin & Brandenburg (zibb)“, RBB, 23. November 2012).
Anmeldung:

Es freuen sich auf Sie
Dr. Volker Külow, Prof. Manfred Neuhaus, Dagmar Winklhofer-Bülow, Dr. Helmuth Markov