31.03.1925 Breslau – 10.06.2011 Strodehne, Brandenburg
Ein Leben zwischen Anpassung und Widerstand – so könnte man eine Biographie von Bernhard Heisig überschreiben. Als er 1948 nach Leipzig kam, hatte er bereits einige bewegte, ihn lebenslang prägende Jahre hinter sich.
Geboren wurde er 1925 im niederschlesischen Breslau als Sohn des Malers Walter Heisig. Verblendet von der Nazi-Propaganda meldete sich der gerade mal 17-Jährige 1942 als Kriegsfreiwilliger zur Waffen-SS. Als Panzersoldat wurde er mehrmals schwer verwundet, geriet in sowjetische Gefangenschaft und wurde schließlich als Invalide entlassen. Seine traumatischen Fronterlebnisse verarbeitete Heisig später in vielen seiner künstlerischen Arbeiten.
Nach der Befreiung vom Faschismus wurde er aus dem nun polnischen Wroclaw vertrieben. In der sowjetischen Besatzungszone trat Heisig 1947 in die SED ein, unbeleckt von jeder Ideologie - wie er rückblickend meinte – und eher aus Opportunismus. Bald verschlug es ihn nach Leipzig, das für die nächsten Jahrzehnte sein Lebensmittelpunkt werden sollte.
Ein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) brach er schon 1951 wieder ab - angewidert von der Engstirnigkeit der SED-Kulturfunktionäre. Als Freiberufler widmete er sich nun besonders der Grafik. Es entstanden viele Porträts und Buchillustrationen
Eine zentrale Rolle in Heisigs Bilderkosmos spielten stets auch historische und mythologische Motive - so die 1848er Revolution, der Kapp-Putsch und immer wieder die Pariser Kommune, aber auch der gefallene Himmelsstürmer Ikarus. Waren es zunächst eher simple Abbilder von Ereignissen, so folgten später immer komplexere gleichnishafte Panoramen, oft sehr expressiv und farbintensiv. Stilistisch orientierte er sich an Künstlern der klassischen Moderne wie Beckmann, Corinth oder Kokoschka.
Doch bald holte ihn die Hochschule zurück. 1954 wurde Heisig als Dozent an die HGB berufen, ab 1961 war er Professor und zugleich Rektor. Diese Funktion bekleidete er – mit längerer Unterbrechung – bis 1987. Zwischenzeitlich war er bei den Parteioberen in Ungnade gefallen, nachdem er die offizielle Kulturpolitik mehrfach heftig kritisiert hatte. So sprach er bereits 1956 von „verwirrten Seelen in verantwortlichen Funktionen“.
In den 70er Jahren festigte Heisig seinen Ruf als einer der führenden Künstler der DDR. Das Etikett „sozialistischer Realismus“ konnte man allerdings so manchen seiner Bilder kaum noch anheften. Bald galt er als einer der Mitbegründer der „Leipziger Schule“ – ein Begriff, den die FAZ geprägt hatte und von dem er sich selbst distanzierte. Er machte dann auch Karriere im DDR- Künstlerverband und wurde Mitglied der SED-Bezirksleitung.
Gegen Ende der DDR fühlte Heisig jedoch seine sozialistischen Ideale zunehmend verraten. Desillusioniert gab er 1989 sein SED-Parteibuch zurück, ebenso seine beiden Nationalpreise - aus Protest gegen „Machtmissbrauch und Korruption“. „Was für ein Mistladen dieser Staat war, das wurde mir erst damals so richtig klar“, sagte er später. 1992 verließ Bernhard Heisig seine langjährige Wahlheimat Leipzig „ohne Groll“. Zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Gudrun Brüne, Künstlerkollegin und ehemals seine Schülerin, zog er ins brandenburgische Havelland. In ihrem gemeinsamen Atelierhaus arbeitete er unermüdlich weiter bis zu seinem Tod 2011.
Ende der 90er Jahre hatte Heisigs DDR-Vergangenheit noch ein Nachspiel. Etliche Künstler und Politiker aus Ost und West wollten verhindern, dass er an der Ausgestaltung des neuen Parlamentssitzes in Berlin beteiligt wird. Ihr Vorwurf lautete: zu große Staatsnähe. Doch der Protest blieb erfolglos. Heisigs Gemälde „Zeit und Leben“ fand schließlich doch einen Platz im Reichstagsgebäude - allerdings nur in der Kantine und damit für Besucher des Bundestages nicht zugänglich.
Ende der 90er Jahre hatte Heisigs DDR-Vergangenheit noch ein Nachspiel. Etliche Künstler und Politiker aus Ost und West wollten verhindern, dass er an der Ausgestaltung des neuen Parlamentssitzes in Berlin beteiligt wird, Ihr Vorwurf lautete: zu große Staatsnähe. Doch der Protest blieb erfolglos. Heisigs Gemälde „Zeit und Leben“ fand nschließlich doch einen Platz im Reichstagsgebäude - allerdings nur in der Kantine und damit für Besucher des Bundestages nicht zugänglich.
Beide Söhne Bernhard Heisigs, Johannes Heisig (geb. 1953) und Walter Eisler (1954-2015) wurden ebenfalls namhafte Maler.
Text: Holger Fries, Leipzig
