Text zu Georg Maurer
11.03.1907 Regen (Rumänien) - 04.08.1971 Potsdam
„Nicht Gefühle über Dinge sagen, sondern die Dinge so sagen, dass sie gefühlt werden können“
Dieser selbst formulierten Maxime ist Georg Maurer - auch unter seinen Pseudonymen Juventus, Murus, Johann Weilau - als Lyriker, Essayist und Übersetzer aus dem rumänischen, Zeit seines Lebens gefolgt.
Geboren am 11.3. 1907 in Reghin (Regen) im rumänischen Siebenbürgen, 1926 nach Deutschland gekommen, studierte er in Berlin und Leipzig Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie. Die Mitgliedschaft von Georg Maurer während der Nazidiktatur in der Reichsschrifttumskammer als eine der sieben Einzelkammern der von Joseph Goebbels 1933 gegründeten Reichskulturkammer hatte mitnichten mit einer faschistischen Einstellung zu tun, sondern entsprang der Notwendigkeit in diese Zwangsorganisation einzutreten, wenn man als Schriftsteller tätig sein wollte.
Im II. Weltkrieg diente er von 1940 bis 1944 als Soldat der Wehrmacht, kam in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte aus dieser nach Leipzig zurück. Seit
- 1955 als Dozent, ab 1961 als Professor am Literaturinstitut Johannes R. Becher, nahm Georg Maurer als der Lyriker dieser Epoche mit seinen Werken
- Gesänge der Zeit. Hymnen und Sonette, 1948,
- Zweimal vierzig Sonette, 1953,
- Der Dichter und seine Zeit. Essays und Kritiken, 1956,
- Dreistrophenkalender, Gedichte, 1961,
- Gestalten der Liebe. Gedichte, 1964,
- Stromkreis. Gedichte, 1964,
- Im Blick der Uralten. Gedichte, 1965,
- Gespräche. Gedichte, 1967,
- Kreise. Gedichte, 1970
entscheidenden Einfluss auf eine ganze Generation von Autoren, wie z.B. Volker Braun, Heinz Czechowski, Kurt Bartsch, Adolf Endler, Bernd Jentzsch, Sarah und Rainer Kirsch, Karl Mickel. Sie alle schätzten, erinnerte sich Heinz Czechowski, besonders die „Seminarveranstaltungen“ mit freier Diskussion über die Ergebnisse ihrer dichterischen Tätigkeit in der Wohnung von Georg Maurer. Die Bezeichnung „Sächsische Schule“ war die Anerkennung der Produktivität und Gestaltungskraft in der Lehre von Georg Maurer, woran auch die nach der Wende vorgetragene Kritik (oder Besserwisserei?) von Fritz J. Raddatz und Wolfgang Emmerich nichts ändern kann.
Seine Übersetzungen von Barfuß von Zacharia Stancu, 1951, "Eine stürmische Nacht" von Ion Luca Caragiale, 1956 und "Das Lächeln Hiroshimas" von Eugen Jebeleanu, 1960 öffneten dem DDR-Leser das Tor zur rumänischen Literatur.
Bei der bildhaften, hymnischen Sprachgewalt vieler Gedichte von Georg Maurer drängen sich Empfindungen wie beim Hören von Kompositionen von Mahler, Bruckner, Wagner auf; aber Zeilen wie „Ich sitz im Weltall auf einer Bank im Rosental, während die Sonne im dünnen Wolkensaft schwimmt“ rufen eher „Die Moldau“ von Smetana in Erinnerung. Der durch hohe staatliche Auszeichnungen der DDR und durch die Stadt Leipzig wie die Benennung einer Straße und einer Bibliothek geehrte Mentor der ostdeutschen Lyrik verstarb am 4.8. 1971.

